Herstellung
Weitere Bestandteile wechseln von Hersteller zu Hersteller, beispielsweise Ingwer, Muskat, Orangenschalen (Flavedo), Paradiesapfel-Kerne (Calville-Äpfel). Insgesamt kommen bei der Gin-Herstellung etwa 120 verschiedene Zutaten als Aromen und Wirkstoffe zum Einsatz.
Die Aromatisierung geschieht nicht nachträglich, sondern während der Destillation. Es gibt je nach Aromaträger zwei übliche Verfahren, die nebeneinander oder gleichzeitig angewendet werden: Entweder werden die Alkoholdämpfe direkt über die Gewürze geleitet und nehmen dabei die Aromen mit oder die Gewürze werden in die Kornmaische gemischt und mit dieser destilliert (Mazeration).
In der Europäischen Union und der Schweiz muss Gin heute einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 Volumenprozent besitzen. Die besseren Abfüllungen sind jedoch zum Teil deutlich stärker, da sonst der Geschmack vor dem Hintergrund der Gewürzaromen unrund wirkt.
Geschichte
Durch einen Erlass wurde 1690 festgelegt, dass der Gin nur aus englischemGetreide produziert werden darf. Ab 1769 produzierte die Gordon Co. in Nordlondon einen in der Britischen Marine verbreiteten 3-fach gebrannten Gin. Zu dieser Zeit destillierte man in England viele raue, harte Brände mit wechselndem Alkoholgehalt unter der Bezeichnung „Gin“. Als durch die großen Anbaugebiete in Nordamerika die Anbaufläche für Getreide und damit auch der Preis sank, wurde es auch billiger, Alkohol zu produzieren. Der billige und hochprozentige Gin wurde vor allem in den unteren und untersten Gesellschaftsschichten sehr beliebt, da ein Rauschzustand schon nach wenigen Drinks eintrat. Der Ginkonsum stieg so stark an, dass die Regierung sich gezwungen sah, im Zuge der Gin-Krise einzugreifen. Durch hohe Steuern und verschärfte Qualitätskontrolle sollte Gin für die unteren Schichten künstlich verteuert werden. 1791 regulierte der sog. Gin Act nicht nur Qualität und Herstellung, sondern brachte ihn in die Kreise der Upper Class. An der Destillationsmethode und Rezeptur wurde innerhalb dieser Grenzen in den zahlreichen Destillerien im Londoner Bloomsbury-Viertel und im Vorort Finsbury während dieser Gin Ära von vielen weiter getüftelt. Gerade in Finsbury mit seinem klaren Quellwasser entwickelte sich auch der London Dry Gin zwar nicht als Herkunftsbezeichnung (etwa für Gin aus London) doch aber als eine bestimmte 4-fach Destillation in Kupferkesseln, mit der im Vergleich zum kontinentalen Geneverein besonders runder und trockener Geschmack der Spirituose erreicht wird.
Der Vorgänger ist der so genannte Old Tom Gin, ein leicht gesüßter Gin, der sehr populär im 18. und 19. Jahrhundert war. Er eignet sich vor allem (aber nicht nur) zum Mixen von Longdrinks wie Tom Collins und kann als Verbindung zwischen Genever und dem ‚London Dry Gin‘ verstanden werden.
Gin war in England von 1840 bis 1880 verboten.